Kürzlich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund, der in der Filmbranche arbeitet. Er teilte mit mir eine wichtige Einsicht: Die meisten Herausforderungen in der Filmproduktion liegen nicht in der eigentlichen Drehphase – diese Prozesse sind oft gut eingespielt und laufen wie eine gut geölte Maschine, was nicht heißen soll, dass agile Methoden keinen Sinn machen. Sieh dazu meinen vorherigen Artikel. Die wahren Herausforderungen liegen in der Entwicklung und Vorproduktion. Und genau hier könnten agile Methoden auch einen entscheidenden Unterschied machen.
In der Welt der Filmproduktion liegen die größten Herausforderungen oft vor der eigentlichen Erstellung des Storyboards. In den frühen Phasen der Entwicklung – bei der Finanzierung, der Sicherung von Buchrechten, der Distributionsplanung, der Besetzung und der Einigung mit Sendern oder anderen Kunden über das Drehbuch – gibt es die meisten Änderungen, Anpassungen oder Überarbeitungen. Hier könnte der Einsatz agiler Methoden einen signifikanten Unterschied machen.
Agile Vor-Storyboard-Phase
Finanzierung und Rechteakquise: Agile Methoden können helfen, den Prozess der Finanzierung und der Rechteakquise dynamischer und flexibler zu gestalten. Durch regelmäßige Iterationen und Anpassungen kannst du schneller auf Veränderungen im Markt oder bei Investoren reagieren.
Drehbuchentwicklung mit Kunden: Agile Techniken wie iterative Entwicklung und Feedback-Schleifen können nützlich sein, um mit Sendern oder Kunden auf einer gemeinsamen Vision des Drehbuchs zu arbeiten. Regelmäßige Reviews und Anpassungen helfen dabei, eine Geschichte zu formen, die allen Anforderungen gerecht wird.
Planung und Anpassungen: Die Flexibilität agiler Methoden ermöglicht es, auf unerwartete Herausforderungen in dieser frühen Phase effektiver zu reagieren, sei es bei der Änderung der Distributionsstrategie oder bei Anpassungen im Cast.
Backlog für die Story-Entwicklung: Ähnlich wie in der agilen Softwareentwicklung kannst du ein Backlog für alle deine Story-Ideen und Konzepte anlegen. Dies hilft dir, den Überblick zu behalten und dich auf die wichtigsten Elemente deiner Geschichte zu konzentrieren.
Regelmäßige Check-ins: Führe wöchentliche Meetings durch, um Fortschritte zu überprüfen und den nächsten Schritten Priorität einzuräumen. Dies hält dein Projekt dynamisch und anpassungsfähig.
Agile in der Vorproduktion
Sprints für gezielte Aufgaben: Teile die Vorproduktion in Sprints auf, und konzentriere dich in jedem Sprint auf spezifische Aufgaben wie Casting, Location Scouting oder Kostümdesign.
Tägliche Stand-ups: Diese kurzen Meetings sind ideal, um den täglichen Fortschritt zu überwachen und schnell auf Herausforderungen zu reagieren. Sie fördern auch die Teamkommunikation und helfen, alle auf dem gleichen Stand zu halten.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Agile Methoden fördern die Flexibilität. Wenn sich Anforderungen ändern (was in der Filmwelt häufig vorkommt), bist du besser vorbereitet, um schnell und effizient zu reagieren.
Visualisierung mit Kanban-Boards: Nutze Kanban-Boards, um den Fortschritt deiner verschiedenen Aufgaben zu verfolgen. Dies gibt dir ein klares Bild davon, wo du stehst und was als Nächstes ansteht.
Feedbackschleifen: Nutze regelmäßiges Feedback von deinem Team, von Testpublika oder von anderen Stakeholdern, um deine Vorproduktion ständig zu verbessern.
Agile Post-Storyboard-Phase
Einmal festgelegt, läuft die Filmproduktion oft wie eine gut geölte Maschine – der Plan wird eingehalten, und die Dreharbeiten werden in der Regel in einem Rutsch durchgezogen. Tägliche Absprachen und kleinere Anpassungen sind üblich, aber große Abweichungen vom Plan sind selten und meist sehr kostspielig. Agile Methoden können in dieser Phase weniger um die Neuorganisation des Prozesses gehen, sondern eher um effiziente Kommunikation und schnelle Reaktion auf tägliche Herausforderungen.
Agile Methoden bei besonderen Produktionsbedingungen
In besonderen Fällen, wie bei Produktionen, die an vielen verschiedenen Orten auf der Welt spielen oder eine klare Trennung zwischen Außen- und Studiodrehs haben, können agile „Sprints“ sinnvoller sein. Ebenso bei Produktionen, die stark auf Special Effects und CGI setzen – hier ähnelt der Prozess mehr der Softwareentwicklung, wo agile Methoden besonders nützlich sind.
Fazit
Agile Methoden in der Filmproduktion sind besonders auch in den frühen Phasen vor dem Storyboard und in der aufwendigen Postproduktion vorteilhaft. Sie bieten die Möglichkeit, flexibel und dynamisch auf die vielfältigen Herausforderungen dieser Phasen zu reagieren. Während die eigentlichen Dreharbeiten oft einem festen Plan folgen, kann die Anwendung agiler Techniken in den vor- und nachgelagerten Phasen zu einer effizienteren und effektiveren Filmproduktion führen.
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